Stadtrundgang Endersbach
Um 1580
Bemerkenswert sind der original erhaltene Giebel mit Zierfachwerk und der große Keller.
In vier von fünf Teilorten Weinstadts haben sich die ersten Rathäuser des 16. Jahrhunderts (vor 1500 gab es in den Dörfern so gut wie keine Rathäuser) erhalten, darunter auch in Endersbach. Es ist zwar als einziges dieser vier Rathäuser bislang noch nicht exakt datiert, auch nicht dendrochronologisch (Jahrringanalyse der Bauhölzer), aber „gefügekundlich“ lässt sich das Fachwerk etwa in die Zeit um 1580/90 setzen. 1629 erscheint es zum ersten Mal in den Schriftquellen.
Am Giebel zum Pflaster hin zeigt es noch das ursprüngliche Bild mit dem für das Zierfachwerk der Zeit so typischen Nasenbesatz an geschwungenen Zierstreben (früher auch „Feuerlinien“ genannt), Andreaskreuzen („Feuerböcke“) und Kopfwinkelhölzern. Durch die dunklere (ockerfarbene) Fassung der von den Nasen eingefassten Putzflächen sind diese in ihrer Fernwirkung etwas eingeschränkt. Bei weiteren Zierhölzern, darunter eine auffallende einstige Rosette im zweiten Dachgeschoss, wurden die Flachschnitzereien leider abgebeilt – vermutlich beim nachträglichen Verputzen des Fachwerks, das in Württemberg im 18. Jahrhundert aufkam und das Bild der Fachwerkorte landauf, landab völlig veränderte. Die „Pickspuren“ der zur besseren Haftung des Putzes aufgerauten Hölzer sind auch am Endersbacher Rathaus allerorten noch zu sehen. Erst 1955 wurde das Fachwerk wieder freigelegt. Wie an den Rathäusern von Großheppach (1577) und Strümpfelbach (1591) vermitteln lange Profilhölzer die Auskragungen der einzelnen Stockwerke.
Ein ganz anderes, fast archaisches Bild bietet das Fachwerk der nördlichen Traufseite (bei der Rathausstaffel), das in den östlichen Zonen noch aus der Bauzeit stammen dürfte: Dort dominieren wandhohe, die Riegel überblattende Andreaskreuze, vom Zierfachwerk der Schauseite keine Spur!
Die historische Nutzung umfasste im Untergeschoss, das zur Müllergasse hin als Vollgeschoss ausgebildet ist, einen großen Gewölbekeller für den Wein aus gemeindeeigenem Anbau und den Zinswein, sodann im Erdgeschoss – analog zu anderen Rathäusern – wohl eine große Halle für Markt- und Gerichtstage, letztere fanden später auch im Obergeschoss im Ratssaal statt, den man übrigens auch Hochzeiten und Tanz privat mieten konnte. Und die Bühne schließlich diente als Kornspeicher.
Als das Pfarrhaus in den 1770er Jahren neu gebaut wurde, fungierte das Rathaus für einige Jahre als Ausweichquartier. 1839 wurden im Erdgeschoss zwei öffentliche Backöfen eingerichtet, später waren dort die Waage und der Feuerwehrgeräteraum untergebracht. Auch eine Kinderschule fand ab 1891 Platz im Rathaus. Nach dem letzten Krieg wurde der Ratssaal, wie in Großheppach, in den Bühnenbereich verlegt.
Dass das Rathaus vielfach umgebaut wurde, lässt sich auch von außen erkennen: Das Fachwerk wurde an vielen Stellen erneuert, den für Rathäuser eigentlich typischen Dachreiter (für die Glocke) nahm man nach dem letzten Krieg herunter, und auch das Erdgeschoss der Hauptfassade präsentiert sich mittlerweile ganz anders: Über dem erneuerten Eingang erinnert seit 1955 das Relief eines Buttenträgers im Weinberg von dem Fellbacher Bildhauer Kappeler an den über Jahrhunderte prägenden Weinbau, und an die Stelle des großen Rundbogenportals auf der rechten Seite trat um 1965 ein Doppelfenster.
1455
Das Wohnhaus ist einer der besterhaltenen mittelalterlichen Fachwerkbauten im Rems-Murr-Kreis. Zur Hofanlage gehören zwei Wirtschaftsgebäude von 1542 und 1767. In dem Komplex befindet sich das Heimatmuseum Pflaster 14.
Der aus Haupthaus, Scheune und Schafstall bestehende Baukomplex gehört unzweifelhaft zu den wichtigsten historischen Gebäuden Weinstadts. Seit der Umnutzung als Museum ist es zudem auch eine Kulturstätte ersten Ranges!
Das an prominenter Stelle neben dem (jüngeren) Rathaus liegende Haupthaus stammt laut dendrochronologischer Untersuchung von 1455, ist also älter das Langhaus der Pfarrkirche (1469-71). Auch wenn nach neueren Untersuchungen mittlerweile noch ältere Fachwerkhäuser in Weinstadt belegt sind, sticht das Gebäude durch einen Umstand weit über Weinstadt hinaus hervor: Es zeigt mit Ausnahme des Erdgeschosses noch weitgehend seine ursprüngliche Fassade, d. h. hier präsentiert sich ein mittelalterliches Fachwerkhaus nach außen hin noch so, wie es vor bald 600 Jahren erbaut wurde! Gerade für die ländliche Baukultur in Württemberg ein extrem seltener, wenn nicht sogar einmaliger Befund! Kennzeichnend für diese mittelalterliche Bauweise sind durchweg mit den Gerüsthölzern verblattete (schräge) Aussteifungshölzer, die sich an den Eckständern überkreuzen, sowie die starken Auskragungen (Vorsprünge) der oberen Stockwerke. Im Inneren kam es im Laufe der Jahrhunderte zu stärkeren Umbauten, aber der zweistöckige Dachstuhl ist noch weitgehend original erhalten. Als sog. „Rauchdach“ mit ursprünglich freiem Rauchabzug durch sog. „Eulenlöcher“ an beiden Firstenden zeigt er noch seine typische Rußschwärzung, die imprägnierend gegen Holzschädlinge wirkt. Lediglich die Abwalmungen an den Giebelseiten wurden zugunsten des heutigen Satteldachs beseitigt.
Deutlich jünger ist die große, unterkellerte Scheune (Pflaster 16), die 1543 an die Rückseite des Haupthauses angebaut wurde und sich bis hinunter zur Müllergasse zieht, dennoch zählt auch sie zu den ältesten erhaltenen Scheunen Weinstadts! 1767 kam noch ein weiteres Wirtschaftsgebäude im Hof, vermutlich ein Schafstall, hinzu. Da in Weinstadt in den letzten Jahrzehnten die meisten landwirtschaftlichen Betriebe aufgegeben wurden, haben solch typisch bäuerlichen Nebengebäude mittlerweile ausgesprochenen Seltenheitswert. Nimmt man noch das extreme Alter von Haupthaus und Scheune hinzu, kommt dem Baumkomplex Pflaster 14/16 als Gehöftensemble eine einmalige Bedeutung in Weinstadt und darüber hinaus zu.
Die Erbauer von Wohnhaus und Scheune sind leider nicht überliefert. Bekannt ist lediglich, dass das Haus immer geteilt war, sobald wir es schriftlich fassen können (ab 1629). Baulicher Ausdruck des gerade nach 1800 stetig wachsenden Nutzungsdrucks sind der Umbau des linken Barns der Scheune und der Anbau zum Rathaus hin. Seit 1979 gehören die Nebengebäude und Teile des Haupthauses der Stadt Weinstadt, die darin ein Museum einrichten wollte. Doch abgesehen von einzelnen Baumaßnahmen (Erneuerung des Scheunendachstuhls) konnte das Museumsprojekt erst durch den massiven ehrenamtlichen Einsatz Endersbacher Bürger ab 2004 verwirklicht werden. Bereits 2005 wurde ein erster Teilabschnitt eröffnet, 2008 folgte das „Heimatmuseum Pflaster 14“ in der heutigen räumlichen Ausdehnung. Ein Förderverein setzt den außergewöhnlich hohen ehrenamtlichen Einsatz für das Museum fort.
Um 1797
Das gewaltige Wirtschaftsgebäude veranschaulicht die lokalen Herrschaftsverhältnisse im Alten Reich.
Die Erhebung des Zehnten auf landwirtschaftliche Erträge spielte schon seit dem frühen Mittelalter eine zentrale Rolle im Herrschafts- und Wirtschaftsgefüge Deutschlands und anderer Länder Europas. Ursprünglich als rein kirchliche Abgabe zur Unterhaltung des Pfarrers gedacht, ging sie bald auch an weltliche Grundherren über und wurde überdies vielfältig aufgeteilt, verkauft, verpachtet usw. Man unterscheidet zwischen dem Großen Zehnten (v. a. auf Getreide und Wein) und dem Kleinen Zehnten (auf Gemüse, Obst, Kräuter u. a.). Auch der Abgabenumfang konnte stark von ursprünglich namengebenden zehn Prozent abweichen.
Als die Endersbacher Zehntscheuer 1797 neu erbaut wurde, waren die Geistliche Verwaltung des Oberamts Schorndorf, das Kloster Adelberg und das Stift Göppingen hier zehntberechtigt – letztlich gehörten alle drei zur württembergischen Landesherrschaft, sie waren aber doch eigenständige Institutionen. Diese komplizierte Struktur wurde bereits wenige Jahre später mit dem Ende des Alten Reichs, als Württemberg durch Napoleon zum Königreich aufstieg, beseitigt. Nun wurde das Hofkameralamt Stetten Hausherr - an der Funktion des Gebäudes änderte sich aber noch nichts, noch immer mussten die Abgaben dem Zehntkassier übergeben werden. Erst mit der Ablösung der Zehntpflicht 1856 hörte dies auf, und prompt verkaufte das Hofkameralamt schon im Jahr darauf das große Gebäude an Endersbacher Bürger. Um 1873 waren dies Daniel Felger (1/2), Daniel Hetz (1/4), Ludwig Friedrich Schwegler (1/8) und Johann bzw. Wilhelm Kucher (1/8). Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein teilten sich mehrere Privatleute den Besitz an diesem einst herrschaftlichen Gebäude.
Das Bauwerk selbst ist eher schlicht gehalten und beeindruckt vor allem durch seine Größe. Die Umfassungswände sind aus Bruchsteinen gemauert, nur an den Gebäudeecken und den Gewänden der beiden großen Korbbogenportale wurden regelmäßige Quader verbaut. Zum mächtigen Satteldach gehören zwei in Fachwerk errichtete Giebel mit kleinen Fenstern, von denen der östliche verputzt ist, während der westliche eine schmucklose Konstruktion mit geraden Streben und einem Rautenfeld im dritten Dachgeschoss zeigt.
Zusammen mit den Keltern und dem Stiftshof Beutelsbach gehört die Zehntscheuer zu den großen Wirtschaftsgebäuden Weinstadts aus der Zeit vor 1800, die zugleich auch vormoderne Herrschaftsstrukturen widerspiegeln.
1771
Als verputzter Fachwerkbau mit Halbwalm ein typischer Vertreter der württembergischen Pfarrhäuser des 18. Jahrhunderts.
Das heutige Endersbacher Pfarrhaus ist bereits das dritte am Ort, falls der in der Ortsliteratur zu findende Hinweis auf einen ersten Bau von 1470 östlich der Pfarrkirche stimmt (das Fachwerk des 1968 abgerissenen Gebäudes war jedenfalls erheblich jünger). Sicher belegt ist ein Neubau 1558, wohl an der Stelle des heute noch stehenden Pfarrhauses. Dieses wurde 1771, zwei Jahre nach dem Amtsantritt des jungen und energischen Pfarrers Kurz, nach den Plänen des Kirchenratsbaumeisters Wilhelm Friedrich Goez durch den örtlichen Zimmermann Johann Benger sowie den Maurer Hans Thomas Morcher und den Steinmetzen Johann Friedrich Moser errichtet. Der heute fast vergessene Goez (1737-1803) war einer der meistbeschäftigten Kirchenarchitekten Württembergs in seiner Zeit. Er baute nicht nur im ganzen Land zahlreiche Kirchen neu oder um (u. a. in Strümpfelbach!), sondern zeichnet auch für etliche Pfarrhäuser (u. a. in Stetten) und Zehntscheunen verantwortlich. Die originalen Pläne zum Endersbacher Pfarrhaus, eigenhändige Federzeichnungen von Goez, sind im Hauptstaatsarchiv Stuttgart noch erhalten.
Das Pfarrhaus ist ein typischer Vertreter der vom Staat errichteten Pfarrhäuser des 18. Jahrhunderts: ein stattlicher Fachwerkbau mit massivem Erdgeschoss und hohem Walmdach. Das Fachwerk kragt nicht mehr aus und war von Anfang an verputzt, was allerdings auch dem allgemeinen Trend der Zeit entspricht. Auch das Erdgeschoss ist bis auf die Eckquaderungen verputzt. Der einzige Schmuck des Hauses beschränkt sich auf Werksteinteile im Erdgeschoss: der (erneuerte) Türstock mit feinem Profil und dem königlich-württembergischen Wappen im Schlussstein, die abgefaste NO-Ecke mit geschwungenem Ablauf, daneben eine angedeutete, etwas rätselhafte Nische. Das große Rundbogenportal in den Keller und einige Fenster des Erdgeschosses wurden zugesetzt, wobei die Steinrahmungen jeweils sichtbar blieben. Hinter dem Pfarrhaus mit dem großen, ummauerten Garten stand auch die Pfarrscheuer, die von der einst zur Pfarrstelle gehörenden Landwirtschaft mit 3,36 ha Äcker und Wiesen zeugte.
Im Pfarrhaus spielt die Geschichte „Das gastfreie Pfarrhaus“ von Ottilie Wildermuth, die sich dafür von dem Pfarrer Eberhard Glöckler (1834-42) inspirieren ließ.
Wehrkirche mit Chorturm und bemerkenswerter Stuckdecke im Langhaus.
1585
Typisches Weingärtnerhaus mit historischer Stabfelderdecke in der Stube.
Das Gebäude gehört zu dem kleinen, aber bedeutenden Ensemble von Fachwerkhäusern am Pflaster im ansonsten weitgehend modernisierten Endersbach. Das Rundbogenportal im gemauerten Erdgeschoss führt in den Vorkeller, eine bauliche Situation, die gemeinhin als typisch für Weingärtnerhäuser angesehen wird. Das Haus ist in einer der Knaggen (Konsolen) im Giebel auf 1585 datiert und fällt damit in eine Zeit der baulichen Hochkonjunktur in vielen Weinbaudörfern Württembergs (siehe z. B. Strümpfelbach!), die seltsamerweise mit einem klimatisch bedingten Niedergang im Weinbau („Kleine Eiszeit“) korreliert.
1837 gehörte das Haus dem Weingärtner Philipp Ehmann und war damals noch Teil einer Hofanlage mit Scheuer, Schweinestall und separatem Backofen. Die Nebengebäude sind längst verschwunden, aber das Wohnhaus ist relativ gut erhalten. Selbst im Wohngeschoss, das in der Regel dem stärksten Veränderungsdruck unterliegt, sind sowohl an der Giebelseite als auch an der nördlichen Traufseite (mit dem geschosshohen Andreaskreuz) wesentliche Teile des ursprünglichen Fachwerks ablesbar (nur in der nordöstlichen Ecke gab es größere Eingriffe). Dementsprechend findet sich auch im Inneren noch eine historische Stabfelderdecke in der Stube. Diese Zeugnisse gehobener Wohnkultur waren gerade im Barock auch im heutigen Weinstadt verbreitet, sind aber, auch nach Verlusten in jüngster Vergangenheit, kaum noch in situ erhalten.
Das eher schlichte, aber qualitätsvolle Fachwerk hat seinen größten Schmuck in den reich profilierten Knaggen. Auch die profilierten Schwellhölzer und sog. genaste Kopfwinkelhölzer zählen zu den zeittypischen Zierelementen. Der im Fachwerk dieser Zeit sonst übliche Wechsel zwischen kurzen und langen Fußstreben fehlt hier im Giebel, es gibt nur lange Streben im ersten Dachgeschoss. Dagegen findet sich dieser charakteristische Wechsel durchaus im Wohngeschoss – vielleicht ein Hinweis auf verschiedene Bauphasen?
Das markante Fachwerkhaus wurde bereits 1929 unter Denkmalschutz gestellt und um 2003 denkmalgerecht saniert.
1568
Giebel mit Zierfachwerk; am linken Eckständer bauzeitliches Post- oder Jagdhorn.
Das etwas zurückgesetzt von der Schmiedgasse liegende Wohnhaus einer einstigen Hofanlage zeichnet sich durch sein schönes Zierfachwerk und eine außergewöhnliche Nutzungsgeschichte aus. Letztere bezieht sich auf die angebliche Funktion des Hauses als Poststation, möglicherweise sogar im Besitz der Thurn und Taxis als Posthalter des Reiches. Allerdings gibt es dafür keine schriftlichen Belege, lediglich das Post- oder Jagdhorn am linken Eckständer des Obergeschosses könnte in diese Richtung interpretiert werden.
Ansonsten präsentiert sich das inschriftlich auf 1567 bzw. 1568 datierte Gebäude äußerlich als typisches Weingärtnerhaus mit dem prägenden großen Rundbogenportal zum Keller im massiven Erdgeschoss. Darüber erhebt sich ein hohes Vollgeschoss, das immer schon zu Wohnzwecken diente und deshalb im Lauf der Zeit, u. a. für größere Fenster, auch stark umgebaut wurde. Hier stammen nur noch die Bundständer mit den aus dem Holz herausgearbeiteten Knaggen (Konsolen), die Schwelle und wohl auch das (doppelte) Rähm vom ursprünglichen Baubestand – und eine Strebe: die linke des mittleren Bundständers mit dem für die Bauzeit typischen Schwung. Die Knaggen mit ihren Querstäben bzw. -rillen und auch die unter der Schwelle bis an die Fassade vorgezogene Dielung des Obergeschosses wirken dagegen eher etwas altertümlich. Der Giebel zeigt denn auch ein anderes Bild: Die Knaggen fehlen ganz, dafür sind Schwellen und Rähm reich profiliert, was im Obergeschoss nicht der Fall ist. Ob dahinter zwei verschiedene Bauphasen stecken, müsste noch untersucht werden. Jedenfalls trumpft der zweigeschossige Giebel mit schönem, absolut symmetrischem Zierfachwerk auf – mit genasten und geschwungenen Andreaskreuzen, genasten Kopfwinkelhölzern, die sich am mittleren Ständer des ersten Dachgeschosses paarweise berühren, sowie einer reich profilierten Giebelkonsole.
Über der rechten Tür des Erdgeschosses ist eine Inschrift zu erkennen, die auf eine Baumaßnahme schließen lässt: „JHK / MMK / 1728“. Das damalige Besitzerpaar ist noch nicht identifiziert, es spricht aber einiges dafür, dass das „K“ für Kuhnle steht. Jedenfalls gehört 1832 dem Gemeinderat Johannes Kuhnle das ganze Anwesen.
1860/61
Eisenbahnviadukt auf vier Bögen, 1945 teilweise gesprengt, ortsbildprägendes Technikdenkmal.
Das Endersbacher Eisenbahnviadukt von 1860/61, nach dem seit 1967 verdolten Bach auch Haldenbach-Viadukt genannt, ist das bedeutendste technikgeschichtliche Denkmal Weinstadts und so prägend für das Ortsbild wie sonst nur Kirchen. Mit vier großen, von Pfeilern gestützten Bögen, einer Länge von 36 m (Querung) bzw. 61,6 m (gesamt) und einer Höhe von 13 m gehört es zu den größeren Eisenbahnbrücken des 19. Jahrhunderts in Württemberg, an der Remsbahn ist es das einzige „klassische“ Viadukt! Sauber verfugte glatte und bossierte Quader sowie feine Kämpferprofile an den Pfeilern zeugen von dem auch für technische „Zweckbauten“ geltenden Gestaltungswillen der damaligen Zeit.
Erbaut wurde das Viadukt im Zuge der Errichtung der Rems(tal)bahn durch den für die gesamte Strecke zuständigen Baurat Georg von Morlok (1815-96), der hier seine erste große Bahnstrecke in Württemberg verwirklichte. Er entwarf auch die Bahnhöfe an der Strecke, so auch den von Endersbach. Die Remsbahn verbindet bis heute Bad Cannstatt mit Nördlingen. Ursprünglich stand sie als alternative Planung zur Filstalstrecke für die große Verbindungsachse Stuttgart-Ulm zur Diskussion. Als sich die 1850 eröffnete Filstalstrecke, die zwar die berühmte Geislinger Steige überwinden muss, aber dafür erheblich kürzer ist, durchgesetzt hatte, wurden für die Remsbahn ebenfalls verschiedene Alternativen, u. a. mit Schurwaldquerungen von der Filstalbahn aus, diskutiert, bis sich, nicht zuletzt auf Druck der Städte Waiblingen und Schorndorf, die bis heute benutzte Streckenführung durchsetzen konnte. 1861 wurde die Teilstrecke bis Wasseralfingen eröffnet.
Das Endersbacher Viadukt ist nicht nur ein imposantes Denkmal der Technik- und Verkehrsgeschichte, sondern auch ein Schauplatz der Orts- und Zeitgeschichte mit unübersehbaren Spuren: Am Ende des Zweiten Weltkriegs, am 21. April 1945, wurde er gemäß Hitlers „Nerobefehl“ angesichts der von Großheppach heranrückenden Amerikaner durch zwei (auswärtige) Soldaten gegen den Widerstand der Endersbacher gesprengt. Unter der in Deckung gegangenen Bevölkerung gab es dabei ein Todesopfer: Der im Krieg mit seiner Familie aus dem Saarland nach Endersbach gekommene 14-jährige Heinz Flach wurde von einem Stein getroffen. Bei der Detonation wurden die beiden östlichen Bögen mit dem entsprechenden Pfeiler stark beschädigt. Noch heute fällt dem aufmerksamen Beobachter sofort auf, dass die Tonnengewölbe der beiden Bögen danach mit Beton repariert wurden.
Das stattliche Stationsgebäude bildet zusammen mit dem ehemaligen Postamt von 1899 ein fast städtisch anmutendes Ensemble.